Vor dem Hintergrund eines sich schnell verändernden globalen Klimas benötigen wir eine Grundlage für fundierte Entscheidungen, um wichtige Ökosystemdienstleistungen durch die Sicherung der Biodiversität aufrechtzuerhalten. Ein integraler Bestandteil einer solchen Grundlage ist ein solides Verständnis der Interaktionen innerhalb des Spektrums  phenotypischer, genetischer und ökologischer Vielfalt von Pflanzen. Die Anpassungsmechanismen, die die Evolution von Pflanzen als Reaktion auf sich verändernde Umgebungen vorantreiben, wurden bisher hauptsächlich an Modellarten untersucht, für die umfangreiche genetische und genomische Ressourcen zur Verfügung stehen. Diese Modellarten decken jedoch nur einen kleinen Teil der Variation adaptiver Strategien ab.

Der CRC TRR 341 "Pflanzliche Ökologische Genetik" ist ein transregionaler kooperativer Forschungsverbund, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird. Er vereint 23 Forschungsgruppen in 19 Projekten, mit dem gemeinsamen Ziel unser Verständnis der adaptiven Strategien zu erweitern, die Pflanzen im Laufe ihrer Evolution entwickelt haben. Im Rahmen des CRC TRR 341 untersucht unser Projekt B7 die phenotypische und genetische Variation, die der ökologischen Diversifizierung und lokalen Anpassung bei Hordeum L. Arten zugrunde liegt. Hordeum gehört zur wirtschaftlich wichtigen Grasgruppe Triticeae und besteht aus etwa 33 Arten, darunter die kultivierte Getreideart Gerste, H. vulgare vulgare. Hordeum-Arten haben eine kosmopolitische Verbreitung und sind in einer großen Anzahl von Ökoregionen zu finden. Unser Hauptaugenmerk liegt auf Hordeum murinum, das aus drei Unterarten mit unterschiedlichen Ploidiegraden besteht und überall im Mittelmeerraum, in Mitteleuropa und Teilen Nordeuropas zu finden ist. Wir werden wilde Populationen von H. murinum in seinem europäischen Verbreitungsgebiet phenotypisieren und sammeln. Die gesammelte Kollektion sowie eine Sammlung von 20 weiteren repräsentativen Hordeum-Arten werden in Feldexperimenten unter verschiedenen Umweltbedingungen phenotypisiert und mittels NGS-Techniken genotypisiert. Dies wird es uns ermöglichen, die adaptive Merkmalsvariation und ihre zugrunde liegende genetische Architektur innerhalb von H. murinum zu untersuchen und zu testen, inwieweit diese Mechanismen innerhalb der Gattung konserviert sind.

Unser Projekt zusammen mit den anderen Projekten des CRC TRR 341 wird unser Verständnis der adaptiven Strategien von Wildpflanzen erweitern und Vorhersagen über die Evolution von Pflanzen unter sich schnell ändernden klimatischen Bedingungen unterstützen, was eine fundiertere Entscheidungsfindung für die Aufrechterhaltung von Ökosystemdienstleistungen ermöglicht.